Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ethik und Nachhaltigkeit als Anlagekriterien
- Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien – Möglichkeiten einer Investition
- Abgrenzung der unterschiedlichen Investitionsformen
- Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien – Beispiele aus der Praxis
- Rendite und gutes Gewissen – Ist professioneller Vermögensaufbau ohne schlechtes Gewissen überhaupt möglich?
Einleitung
In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach ethischen und grünen Investitionsmöglichkeiten stetig zugenommen. Bewegungen wie „Friday for Future“ sorgen dabei noch für zusätzliche Aufmerksamkeit und rücken das Thema „Investieren ohne Reue“ stärker in den Fokus.
Was viele nicht wissen: Nachhaltigkeit und gute Renditen schließen sich nicht aus. Und das ist aus meiner Sicht auch ganz logisch, denn hier werden in Zukunft nennenswerte Wachstumspotentiale zu heben sein. Eine veraltete Autoindustrie oder die herkömmliche Art der Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen wird dagegen in absehbarer Zeit keine nennenswerten Erträge mehr liefern können. Im Gegenteil: Es finden gerade immense Umwälzungen statt und ein Verschwinden der „old economy“ – so wie wir sie kennen – ist nur noch eine Frage der Zeit.
Auch von Seiten der Politik wird das Thema Nachhaltigkeit in den nächsten Jahren weiter und noch stärker subventioniert werden. Für Sie als Investor kann die logische Konsequenz daraus also sein, sich JETZT richtig zu positionieren, um in Zukunft am Wachstum teilhaben zu können. Ich möchte in diesem Blogbeitrag:
- Auf die Möglichkeiten hinweisen, die Sie bei der Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien haben;
- Beleuchten, auf was Sie achten sollten;
- Welche nachhaltigen Geldanlagen wirklich Sinn machen.
Ob Sie mit der Nachhaltigkeitsstrategie schlussendlich auch professionellen Vermögensaufbau betreiben können, darauf gehe ich im Abschnitt „Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien – Beispiele aus der Praxis“ ein.
Ethik und Nachhaltigkeit als Anlagekriterien
Hatte man Finanzprodukte „früher“ ausschließlich nach Rendite- und Risikogesichtspunkten bewertet, findet mittlerweile zunehmend auch eine Benotung nach ökologischen und sozialen Kriterien statt.
Während bei der klassischen Geldanlage die Herausforderung darin besteht, die Faktoren „Rendite“, „Verfügbarkeit“ und „Sicherheit“ unter einen Hut zu bringen, kommt jetzt ein weiteres Kriterium hinzu. Damit wird die Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien zu einem noch schwierigeren Unterfangen:
In der Abbildung sehen Sie links das Magische Dreieck der Geldanlage. Magisch im negativen Sinne ist es deshalb, weil Sie als Anleger niemals alle drei Wunschparameter unter einen Hut bringen können. Sichere und rentable Anlagen sind meist nur schwer verfügbar bzw. haben sehr lange Laufzeiten, wohingegen renditestarke und gleichzeitig schnell verfügbare Investments oft zu Lasten der Sicherheit gehen (die Aktie ist hier ein gutes Beispiel). Möchten Sie nun auch noch das Kriterium „Nachhaltigkeit“ mit integrieren, bedarf es noch tiefergehender Marktrecherche. Hierzu finden Sie in diesem Blogbeitrag eine Auswahl an nachhaltigen Geldanlagen.
Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien – Möglichkeiten einer Investition
Nachhaltige ETF und Investmentfonds sind eine Möglichkeit, nachhaltige Direktinvestitionen zu tätigen eine weitere Möglichkeit (beispielsweise über Mikrokredite oder die Beteiligung an einem Projekt) und auch die Investition in einzelne nachhaltige Aktien oder Alternative Investmentfonds (beispielsweise Windkraftfonds) sind denkbar.
Ich werde mich in diesem Beitrag weitestgehend auf nachhaltige ETF sowie auf nachhaltige Investmentfonds konzentrieren, allerdings der Vollständigkeit halber auch die meisten anderen Investitionsformen kurz erläutern.
Doch wie finden Sie denn nun passende nachhaltige ETF oder nachhaltige Investmentfonds?
Die Anbieter von „grünen Kapitalmarktprodukten“ wenden bei der Auswahl der richtigen Unternehmen meist ein relatives Verfahren an, das sog. „best in class Prinzip“. Mit diesem Verfahren sollen die Unternehmen herausgefiltert werden, die im Hinblick auf nachhaltiges Wirtschaften führend sind. Die Kriterien hierbei sind Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, abgekürzt im englischen ESG für Environmental, Social and Governance.
So gibt es beispielsweise neben dem herkömmlichen und „ungefilterten“ Aktienindex MSCI World einen „grünen“ Bruder mit ESG Filter, den MSCI World Socially responsible.
Wie Sie dem obigen Chartvergleich entnehmen können, laufen die Indizes – hier dargestellt über Exchange Trades Funds (ETFs) – fast identisch. Wer jetzt allerdings glaubt, dass er es beim MSCI World Socially responsible mit einem zu 100% nachhaltigen und ethisch einwandfreien Index zu tun hat, wird bei genauerem Hinsehen eines Besseren belehrt. Denn wirft man einen Blick auf die derzeit größten Positionen im ETF, sieht man unter anderem auch die Aktie von McDonalds: Ein Unternehmen also, das nicht gerade als Musterschüler in Sachen Nachhaltigkeit bezeichnet werden kann.
Der Vorteil des best-in-class Prinzips ist die mittlerweile hohe Verbreitung in den verschiedenen Finanzprodukten. So kann der ethisch-soziale Ansatz auch einer breiten Masse schnell und einfach zur Verfügung gestellt werden.
Der Hauptkritikpunkt dagegen ist, dass es noch zu wenige Ausschlusskriterien gibt. Neben dem Beispiel oben mit McDonalds kann es vorkommen, dass in ESG Fonds auch Unternehmen aus der traditionellen Automobilindustrie oder Kernkraft vertreten sind.
Fazit: Je nachdem wie wichtig für Sie nachhaltige Kriterien sind und wie genau Sie es nehmen möchten, sollten Sie vor einer Investition nicht nur das Factsheet oder die wesentlichen Anlegerinformationen des Fonds (WAI) studieren, sondern auch einen Blick in den Halbjahresbericht werfen. Hier finden Sie die Aufstellung der getätigten Investitionen oder die Indexzusammensetzung bei ETFs. An der Stelle sei aber der Hinweis gegeben, dass es sich beim Halbjahresbericht um eine Vergangenheitsbetrachtung handelt. Aktuell und in Zukunft kann also alles wieder ganz anders aussehen. Im Endeffekt ist es mit dem „best-in-class Prinzip“ ein wenig so wie mit Bioprodukten beim Discounter: So richtig „bio“ ist es dann doch nicht (ganz einfach, weil die Kriterien bei weitem nicht so streng sind wie beispielsweise bei Demeter), aber es ist immer noch besser als der Kauf von Produkten aus konventioneller Produktion. Ich persönlich kann es nur begrüßen, dass sich die Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien einem immer größeren Markt öffnet.
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Abgrenzung der unterschiedlichen Investitionsformen
Bevor ich im nächsten Kapitel ein Musterportfolio vorstelle, das aus nachhaltigen Aktienfonds und ETFs besteht, möchte ich nun kurz auf die verschiedenen Möglichkeiten eingehen, wie Sie nachhaltig investieren können.
Nachhaltige geschlossene Fonds
Bei geschlossenen Fonds handelt es sich um unternehmerische Beteiligungen. Bei der Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien handelt es sich beispielsweise um Beteiligungen an einem Windpark oder an verschiedenen Solaranlagen.
Der Vorteil von geschlossenen Fonds liegt zunächst mal in der guten Kalkulierbarkeit der zu erwartenden Erträge. Nachteile hingegen sind zum einen die oft sehr langen Laufzeiten (teilweise mehr als 20 Jahre) sowie die in Teilen immer noch sehr geringe Transparenz hinsichtlich der Anlage.
Mein Tipp: Weitaus transparenter und viel stärker reguliert als herkömmliche geschlossene Fonds sind die sog. A.I.F.s, also Alternative Investmentfonds. Daher sollten Sie auf diese Produktgattung auch verstärkt den Fokus legen.
Viele Nachhaltigkeitsprojekte werden durch geschlossene Fonds finanziert: Neben Wind- und Solarkraft zum Beispiel auch Biogas – und Biomassefonds.
Bevor Sie einen geschlossenen Fonds zeichnen, sollten Sie sich unbedingt mit dem Prospekt vertraut machen und den Initiator genau unter die Lupe nehmen. Am besten geht das, indem sie einen Blick in die Leistungsbilanz des Betreibers werfen. Hier können Sie über einen Soll-Ist Abgleich genau sehen, wie gut oder schlecht die bisher aufgelegten Fonds gelaufen sind.
Nachhaltige Aktien
Eine relativ einfache Form der Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien ist die Investition in nachhaltige Aktien börsennotierter Unternehmen. Sogenannte Öko Aktien finden sich beispielsweise im Bereich der Solar- und Windkraft, Biothermie oder aber auch im Bereich nachhaltiger Lebensmittel (ein Trend der stetig zunimmt).
Der Vorteil gegenüber der Investition in einen Fonds ist, dass Sie als Investor genau wissen, an welchem Unternehmen Sie sich beteiligen. Sie haben volle Transparenz, können sich vor einer Investition intensiv mit dem Unternehmen beschäftigen, indem Sie beispielsweise Rechenschaftsberichte studieren und Bilanzen wälzen. Sie können die Hauptversammlung besuchen und sind näher dran als über eine Investition in einen nachhaltigen ETF oder Fonds.
Der Vorteil von Fonds ist hingegen die bessere Diversifizierung und das damit verbundene geringere Risiko eines Totalverlustes.
Nachhaltige Anleihen
Neben dem Kauf einzelner Aktien können Sie auch in nachhaltige Anleihen investieren.
Anleihen werden von öffentlichen oder privaten Schuldnern herausgegeben (emittiert), um nachhaltige Projekte zu finanzieren, zum Beispiel Windparks.
Anleihen, in diesem Fall auch „Green Bonds“ genannt, haben in der Regel eine feste Laufzeit und eine garantierte Rückzahlung am Ende sowie feste Ausschüttungen während der Laufzeit. Anleihen gelten gemeinhin als weniger riskant als Aktien, wobei diese Aussage sehr pauschal ist und es hier immer auf den Einzelfall ankommt. Insbesondere das Ausfallrisiko ist zu erwähnen, also die Gefahr, dass der Emittent der Anleihe (also der Schuldner) im weiteren zeitlichen Verlauf seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Dann droht auch hier ein Totalverlust.
Um Anleihen oder Aktien kaufen zu können, benötigen Sie – wie auch für ETFS und Investmentfonds – ein Depot.
Grüne Banken
Banken, die nach dem Nachhaltigkeitsprinzip arbeiten, fokussieren sich weniger auf die Gewinnmaximierung, als vielmehr auf die Förderung von Bankgeschäften zu Gunsten von Gesellschaft und Umwelt.
Wer hier sein Geld in Form von Tagesgeldkonten oder Spareinlagen investiert, möchte sicher sein, dass sein Geld nicht an Unternehmen verliehen wird (in Form von Krediten), die nicht den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen.
Beispiele für nachhaltige Banken sind die GLS Bank oder die Umweltbank.
Nachhaltige Direktinvestitionen
Von Direktinvestitionen, eventuell auch von Wagniskapital, spricht man bei einer Beteiligung, die außerhalb eines regulierten Marktes wie beispielsweise einer Wertpapierbörse erfolgt.
Dies kann zum Beispiel die Investition in eine Photovoltaikanlage auf einem öffentlichen Gebäude sein oder auch die Investition in kleinere landwirtschaftliche Biobetriebe.
Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien – Beispiele aus der Praxis
Ich habe zwar noch keine statistische Erhebung durchgeführt, aber gefühlt jeder dritte Kunde bevorzugt eine Geldanlage nach Nachhaltigkeitskriterien oder möchte zumindest nachhaltige ETF oder nachhaltige Aktienfonds beimischen.
Neben der Einzelempfehlung für nachhaltige Aktienfonds oder nachhaltige ETF entwickele ich für Kunden auch eigene „Kompositionen“. Ich habe hierfür spezielle Musterportfolien erstellt und möchte Ihnen nachfolgend eines davon näher vorstellen. An der Stelle sei explizit darauf hingewiesen: Es handelt sich um keine Anlageempfehlung! Empfehlungen können niemals allgemein erfolgen, sondern erfolgen ausschließlich individuell.
Das Musterdepot besteht aus 2 aktiv gemanagten Investmentfonds sowie 2 ETFs. Das Portfolio ist übrigens auch sparplanfähig und kann darüberhianus auch in Fondspolicen und in Rürup-Verträge mit eingebunden werden.
Asset | TerrAssisi Aktien | Ökoworld Ökovision Classic C | Ishares Global Clean Energy | UBS MSCI World SR |
---|---|---|---|---|
Kategorie | Investmentfonds Aktien gemanagt | Investmentfonds Aktien gemanagt | ETF Aktien | ETF Aktien |
Schwerpunkt | Ökologie / Nachhaltigkeit | Ethik / Nachhaltigkeit | "Saubere Energien" | Ökologie / Nachhaltigkeit |
Performance 1 Jahr (%) | 2,79 | 9,09 | 20,03 | 4,72 |
Performance 5 Jahre (%) | 24,70 | 34,31 | 5,36 | 22,66 |
Performance 10 Jahre (%) | 159,99 | 135,14 | 11,02 | --- |
Die hier vorgestellte Zusammenstellung ist ein sehr einfaches Portfolio, was seiner Effektivität aber keinesfalls schadet. Ich habe bewusst eine Kombination aus aktiv gemangten Fonds und aus ETFs gewählt. Gerade im Bereich nachhaltige Geldanlagen sind gemanagte Fonds oft eine sehr gute Alternative zu ETFs. Insbesondere wenn es um den Auswahlprozess und die Prüfung geht, wie nachhaltig eine Firma arbeitet, in die investiert werden soll, kann ein Fondsmanager sehr gute Dienste erweisen.
Rendite und gutes Gewissen – Ist professioneller Vermögensaufbau ohne schlechtes Gewissen überhaupt möglich?
Professionell Vermögen aufzubauen oder es zu erhalten und zu mehren – dieses Ziel können Sie definitiv mit nachhaltigen Geldanlagen erreichen.
Wie Sie im vorhergehenden Kapitel gesehen haben, sprechen wir bei nachhaltigen Geldanlagen nicht von Low-Performern, was die Rendite angeht. Dieser Mythos hält sich leider immer noch hartnäckig, auch wenn zahlreiche Untersuchungen das Gegenteil bewiesen haben. Auch was die anderen Zielgrößen des professionellen Vermögensaufbaus angeht, also zum Beispiel Risikogewichtung und die Möglichkeit, Vermögen breit auf verschiedene Assetklassen zu streuen, sind problemlos darstellbar. So haben wir gesehen, dass es neben Öko Aktien und Fonds auch nachhaltige Anleihen und Beteiligungen zum Investieren gibt.
Neben den genannten Faktoren spielen auch der Zeitgeist und die Politik eine große Rolle dabei, ob nachhaltige Geldanlagen zum professionellen Vermögensaufbau taugen. Bei der Auswahl der Investments – und das gilt übrigens auch für alle anderen Bereiche des Investierens – sollten Sie immer genau hinschauen, wo das „big Money“ hinfließt, also wo die Profis investieren.
Wenn jemand wie Larry Fink, Vorstandsvorsitzender des weltweit größten Vermögensverwalters BlackRock, davon spricht, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen unserer Zukunft sein wird und sagt: „Klimarisiko ist auch ein Anlagerisiko“, dann hat das Gewicht und sollte ernst genommen werden.
Nun können Sie zum Klimawandel stehen wie Sie wollen. Es ist dabei auch völlig unerheblich, ob Sie ihn für eine Tatsache halten oder das Ganze eher als Panikmache sehen. Fakt ist: Die Politik hat in weiten Teilen den Entschluss gefasst, die Erderwärmung zu verlangsamen. Dies erfordert einen Umbau von großen Industriezweigen – weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien. Hierzu werden in den nächsten Jahren gigantische Geldmittel in Form von Subventionen und Steuererleichterungen bereitgestellt.
Es kann daher nur richtig sein, wenn sie sich in Zukunft (noch) mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit bei der Geldanlage auseinandersetzen und eventuell auch mit dem einen oder anderen Investment positionieren.
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