Einleitung
Wenn Sie ein Konto bei Ihrer örtlichen Sparkasse haben, hat Ihr Anlageberater Sie sicher irgendwann schon einmal beiseite genommen und Ihnen einen seiner „hauseigenen“ Fonds aus dem Sortiment des Sparkassen-Investment-Arms Deka angeboten. Vielleicht war es ja sogar der AriDeka CF (WKN: 847451, ISIN: DE0008474511), um den es in diesem Beitrag gehen soll.
Wenn Sie sich damals haben überreden lassen und Anteile am AriDeka Fonds gekauft haben, hatten Sie in Bezug auf dessen Rendite mal bessere, mal schlechte Jahre. Zuletzt lief es eher schlechter. Es macht nämlich keinen Anleger froh, wenn „sein“ Fonds im jüngsten 6-Monats-Bericht ein dickes Minus einräumen muss. Und beim AriDeka waren das zuletzt satte 14,9 % Wertverlust.
Stellen wir also die Frage:
Lohnt sich der AriDeka?
Augenscheinlich nicht, wenn man ausschließlich die Performance von -14,9 % betrachtet. Aber in solch unruhigen Zeiten wie momentan, in denen Corona, Energiekrise, der Krieg in der Ukraine und die beginnende Zinswende der großen Zentralbanken viel Volatilität in den Markt gebracht haben, sind solche Zwischenbilanzen immer etwas „zufällig“. Grund hierfür ist, dass sie die Wertentwicklung zwischen einem bestimmten Anfangs- und Endpunkt darstellen, an dem die Kurse möglicherweise gerade eine atypische oder nur kurzfristige Entwicklung genommen hatten.
Aber auch bei anderen Ausschnitten aus dem Wertverlauf des AriDeka Fonds gibt es nicht viel Positives zu vermelden in den vergangenen 12 Monaten bis Mitte Dezember schlug ebenfalls ein Minus zu Buche.
Wenn man aber vor längerem in den AriDeka investiert hat, ist man am Ende doch im Plus. Wer vor Beginn der Corona-Epidemie investiert hat, musste zwar zunächst feststellen, dass der Wert des Investments in den Keller ging, aber selbst die erhebliche „Corona-Delle“ mit einem zwischenzeitlichen Wertverlust von über 30 % konnte der AriDeka innerhalb eines Jahres ausgleichen. Und auch der erste Schock an den Börsen, den der russische Einmarsch in der Ukraine auslöste, war für die Anleger schnell überwunden.
Wie unterschiedlich die Jahresbilanzen in den vergangenen Jahren ausgefallen sind, zeigt sich deutlich im Vergleich der Zahlen seit 2018.
Konkret: Im 12-Monats-Zeitraum bis Mitte Dezember 2018 gab es einen Jahresverlust von 14,95 % (netto, also inklusive der auf Fondsebene anfallenden Kosten – der bei Kauf anfallende Ausgabeaufschlag ist da noch gar nicht mit eingerechnet); bis Mitte Dezember 2019 einen Gewinn von 21,31 %; im Jahr darauf, bis Mitte Dezember 2020 wieder einen Verlust von 3,99 %, von Dezember 2020 bis Dezember 2021 erneut ein Gewinn von 21,85% und schließlich im jüngsten 12-Monatszeitraum einen Verlust von 5,95 %.
Dieses Hin und Her wie bei einer Wippe auf dem Spielplatz verdeutlich vor allem eines: Für eine Geldanlage mit kurzer Laufzeit ist der AriDeka Fonds wenig geeignet – dafür ist einfach zu viel Volatilität im Spiel. Die Langzeitperspektive zeigt dagegen durchweg positive Zahlen bei Wertentwicklung. Aber lohnt sich AriDeka generell für Langzeitanleger? Das werde ich im Folgenden untersuchen.
Worin investiert der AriDeka?
Der AriDeka ist unter den Aktienfonds in vielerlei Hinsicht ein Standard – es gibt ihn schon seit Anfang 1962 und er konzentriert sich auf Standardwerte – sogenannte Blue Chips. Den AriDeka hatten also schon mehrere Generationen von Anlegern im Portfolio. Nach über 60 Jahren am Markt kommt eine solche unglaublich erscheinende Zahl wie einen Wertzuwachs seit Auflage von über 2700 % zustande. Aber das natürlich nur für den Fall, dass die Eltern (oder Großeltern) seinerzeit gleich am ersten Tag investiert und die Einlage immer unangetastet gelassen hätten. Aus den damaligen (umgerechnet) 5000 Euro wären nun über 132.000 Euro für die glücklichen Erben geworden, entsprechend einer Jahresrendite von gut 5,5 %.
Nun plant kaum jemand mit einem Anlagehorizont von 60 Jahren; im Normalfall möchte man die Früchte seines Investments doch selbst noch genießen.
Aber, wie eingangs schon dargelegt: Dafür ist eben Geduld gefragt, um kurzfristige Schwankungen am Markt ausgleichen zu können. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Wer mit seiner Anlage auf Teufel komm raus innerhalb von – sagen wir – drei Jahren, eine bestimmte Rendite erzielen will, riskiert, am Ende unter dem Kaufpreis aussteigen zu müssen. Aktienfonds erfordern einen längeren Atem.
Eben dafür ist ein Fonds wie der AriDeka konzipiert. Das erklärte Ziel des AriDeka ist, so die Selbstbeschreibung des Fonds, „mittel- bis langfristiger Kapitalzuwachs“. Als aktiv gemanagter Fonds wird das Portfolio regelmäßig umgeschichtet. Dies geschieht innerhalb klar definierter Vorgaben: Mindestens 61 % des Fondsvermögens werden in europäische Aktien investiert und bei der Auswahl werden Blue Chips bevorzugt.
Das zeigt sich auch an der geographischen Verteilung: Die Aktien britischer und französischer Unternehmen machen mit 16,75 bzw. 13,21 % des Fondsvermögens die größten Anteile aus; zusammen mit Deutschland (12,25 %) und der Schweiz (10,22 %) stammt über die Hälfte der verwalteten Aktien aus nur vier Ländern. Die Niederlande folgen mit 7,51 %. Alle weiteren Länder, wie Dänemark, Irland, Norwegen und Schweden, sind mit jeweils weniger als 5 % beteiligt.
Durch diese Mischung ist nur knapp die Hälfte des AriDeka-Fondsvermögens in Euro angelegt; für alle anderen Währungen besteht also ein Wechselkursrisiko. Das muss aber kein Makel sein: im Gegenteil. Ich finde es grundsätzlich immer gut, wenn auch ein gewisser Anteil Fremdwährungen in einem Aktienfonds dabei ist. Im Falle des Ari Deka sind es ja zum Beispiel Schweizer Franken – das kann für ein Mehr an Sicherheit sorgen. Im aktuellen Marktumfeld ist der Euro sicherlich nicht die stabilste Währung. Insofern ist das positiv, weil Anleger von Kurssteigerungen außerhalb des Euro-Raums überproportional profitieren können.
Beim AriDeka ist der Begriff Aktienfonds auch angebracht: Möglich wäre den Fondsmanagern auch, über reine Firmenbeteiligungen hinaus, in Derivate wie z. B. Terminkontrakte zu investieren − faktisch haben diese am Fondsvermögen aber nur einen verschwindend geringen Anteil.
Welche Werte stecken nun im AriDeka?
Schauen wir uns das einmal genauer an. Die Fondsmanager versprechen, dass sie Aktien nur nach „einer strengen Einzeltitelauswahl“ ins Portfolio aufnehmen, deren Kriterien u. a. eine führende Wettbewerbsposition, hohe Managementqualität und „langfristiges und dynamisches Gewinnwachstum“ sind.
Das schlägt sich folgendermaßen bei den Top 3 nieder: Nestlé, LVMH und Novo Nordisk sind mit Anteilen zwischen 2,80 % bis 3,70 % derzeit die größten Einzelwerte im Fonds, gefolgt von TotalEnergies, AstraZeneca, ING, Glencore und Novartis.
Ein kleiner Exkurs zum Thema Nachhaltigkeit
Der Nachhaltigkeitsfaktor ist etwas, womit der AriDeka nicht herausragt. Mit der Fondspolitik, sich auf Standardwerte zu konzentrieren, geht eben einher, dass der AriDeka Fonds keine Nachhaltigkeitsmerkmale berücksichtigt.
Von Morningstar bekommt der AriDeka mit seinem 12,5 %-Geschäftsanteil fossiler Energien immerhin noch ein durchschnittliches Nachhaltigkeits-Rating.
Zur Verdeutlichung: Nachhaltigkeit wird bei der Portfolio-Zusammensetzung nicht aktiv gesucht, ist aber eben auch nicht ausgeschlossen. Und so finden sich in der Vermögensaufstellung des AriDeka Fonds Seite an Seite das dänische Windkraft-Unternehmen Vestas mit dem britisch-australischen Bergbaukonzern Rio Tinto (aus dem sich etwa der norwegische Staatsfonds schon lange aus Umweltschutzgründen zurückgezogen hat).
Der Branchenmix des AriDeka zeigt eine nicht untypische Mischung: Schwerpunkte bei Finanz- und Industrietiteln, im Gesundheitswesen, bei Konsumgütern und eben auch bei Energie und Rohstoffen. Das ist nicht ausgesprochen „grün“, aber dafür solide.
So versteht sich auch die Fondspolitik: Gibt es eine schwache Entwicklung in manchen Bereichen, wird was durch positive Entwicklungen in anderen Bereichen kompensiert.
Vor- und Nachteile: Lohnt sich der AriDeka?
Der AriDeka profitiert von dem hohen Vertrauen, das die deutschen Anleger den Sparkassen nach wie vor entgegenbringen. Wenn wir uns an die Finanzkrise von 2008 zurückerinnern: Damals verschoben die Anleger massenweise ihr Erspartes von den Privatbanken hin zu Sparkassen und Volksbanken.
Als Fondstochter der Sparkassen, die als „Bank um die Ecke“ mit ihren über 10.000 Filialen regional so stark verwurzelt sind wie kein anderes Geldinstitut, werden die Deka-Fonds dem eher risikoscheuen Sparkassen-Publikum angeboten.
Für Erst- und Kleinanleger ist der AriDeka Fonds auch deshalb attraktiv, weil er mit einem Mindestanlagebetrag von 25 Euro ein extrem niederschwelliges Angebot ist. Außerdem ist er sparplanfähig und kann für vermögenswirksame Leistungen genutzt werden.
2,6 Milliarden Euro stecken aktuell im AriDeka Fonds. Man kann wohl davon ausgehen, dass ein beachtlicher Teil der Investoren mit bescheidenen Renditen zufrieden sind. Sie erkaufen sich damit die Gewissheit, dass das Fondsmanagement nicht waghalsig, sondern eher konservativ agiert.
Aber die Grundfrage ist natürlich: Ist der Fonds besser als die Benchmark? Denn das ist ja genau das, wofür man das Fondsmanagement bezahlt: den Markt so gut im Blick zu haben, dass die Anleger an positiven Marktentwicklungen partizipieren und vor negativen Marktentwicklungen gut abgefedert sind. Wenn der Fonds es über einen längeren Zeitraum hinweg nicht schafft, einen höheren Ertrag als der Markt zu erzielen, kann man sich die hohen Gebühren sparen und zu einem handelsüblichen, passiv gemanagten ETF wechseln.
Es wird durch Käufe und Verkäufe viel Geld verschoben. Genau damit wollen die Fondsmanager schließlich nachweisen, dass sie ihr Geld (sprich: den Ausgabeaufschlag von 5,25 % und die nicht gerade geringen laufenden Kosten von 1,46 % p.a.) wert sind. Und auch die jeweils aktuellen Marktberichte schlagen in diese Kerbe. Darin wird der große Bogen geschlagen vom Ende der Zero-Covid-Strategie in China über die jüngsten Inflationszahlen in Europa und den USA bis hin zu möglichen Firmenübernahmen. All das impliziert die beruhigende Versicherung, die Fonds-Dirigenten hätten alles im Blick und damit auch alles im Griff stets zum Besten der Wertentwicklung des AriDeka CF.
Und dann ist da noch die Frage der Risikobereitschaft: Der Fonds ist, wie in dieser Kategorie üblich, mit einer mittleren Risikobereitschaft verbunden. Stufe 3 von 5 bedeutet „erhöhtes Risiko“. Aber die Hoffnung, dass sich die Risikobereitschaft in überdurchschnittlichen Renditen auszahlt, konnte der AriDeka zuletzt nicht erfüllen.
AriDeka CF oder AV: Was sind die Unterschiede?
Aber gesetzt dem Fall, dass der AriDeka plötzlich den Turbo anschmeißt und seinen Referenz-Index weit hinter sich lässt: Dann sollte man sich genau anschauen, in welche der beiden unterschiedlichen Anteilsklassen (CF und AV) man investiert.
Bei praktisch gleich hohen laufenden Kosten, unterscheiden sich diese hinsichtlich des Ausgabeaufschlags, der Mindestanlagesumme und des Erfolgszuschlags. In der Anteilsklasse AV wird nämlich eine erfolgsbezogene Vergütung fällig, sollte die Rendite des Ari Deka 25 % über der Entwicklung des Referenz-Index 100 % MSCI Europe Net Total Return liegen. Diese Vergütung gibt beim CF nicht.
Ich würde daher definitiv den CF bevorzugen, denn eine Erfolgsbeteiligung von 25%, die sich die Fondsmanager bei AV gönnen, ist aus meiner Sicht viel zu hoch angesetzt. Siehe dazu auch meinen Blogbeitrag zum Thema Deka Dividendenstrategie.
Fazit: AriDeka verkaufen oder behalten?
Wer ganz persönlich etwas für den Kurs des AriDeka tun will, der kann zu Silvester mit Moet & Chandon oder Veuve Cliquot anstoßen. Dies sind nämlich zwei der Hauptmarken von LVMH, dem französischen Luxusgüter-Konzern. Wie erwähnt, gehört dieser zu den wichtigsten Werten im Portfolio des AriDeka Fonds.
Aber auch dann sollte man sich im neuen Jahr ernsthaft überlegen, ob man dem AriDeka treu bleiben sollte. Denn gerade wenn wir über Langzeitinvestments reden, ist es nur ein schwacher Trost, wenn das Investment aktuell nicht im Minus ist.
Da geht noch mehr: Mit einem breit gestreuten ETF kann man deutlich bessere Ergebnisse erzielen, wie etwa das folgende Beispiel einer Einmalanlage von 10.000 Euro zeigt. Nach 13 Jahren schlägt der Deka MSCI Europe ETF den AriDeka CF um Längen. Und das, wohlgemerkt, nicht erst seit gestern, sondern praktisch über den gesamten Anlagezeitraum hinweg.
Es bleibt festzuhalten: Deka Fonds sind leider keine High Performer. Oftmals ist das Management eher mittelmäßig, und hinzu kommen die vergleichsweise hohen Kosten der Fondsverwaltung. Bezeichnenderweise bietet die Deka ja auch ETFs an. In der Tat: Um seine Anlage auf das profitablere Modell ETF umzustellen, muss man noch nicht einmal zu einem anderen Anbieter wechseln – die Deka hat die Konkurrenz zu ihren Fonds im eigenen Hause.
Bequemlichkeit geht eigentlich immer auf Kosten der Rendite. Wenn man sich daran gewöhnt hat, dass man vom AriDeka CF als ausschüttendem Fonds in guten Jahren immer ein wenig Gewinn einkassiert, bringt man sich um Renditechancen und – nicht zu vergessen – den Zinseszinseffekt. Ich empfehle grundsätzlich die Wiederanlage aber das heißt nicht, dass diese automatisch in dasselbe Investment erfolgen muss. Genauso gut können Erträge in andere Fonds und ETFs reinvestiert werden.
In jedem Fall sehe ich gute Chancen, dass sich aus einem Anlage-Portfolio, das vor allem aus aktiv gemanagten Fonds besteht, noch einiges an Rendite-Plus herausholen lässt, beispielsweise wenn man stärker auf ETFs setzt. Lassen Sie sich dazu gerne von mir professionell beraten!
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